Vor seiner Himmelfahrt teilt Jesus seinen Jüngern mit, daß denen, die glauben, bestimmte Zeichen folgen werden. Dazu zählt u.a. in neuen Zungen zu reden. (Mk. 16,17) In Apg. 2,4 können wir nachlesen, wie sich die Gabe zum ersten Mal manifestierte. (Pfingstereignis)
Auch in Apg. 10,46 (im Hause des Kornelius), bzw. Apg. 19,6 (Gemeinde in Ephesus) lesen wir von dieser Gabe.
Bei der Betrachtung dieser Gaben ist der Text aus 1. Kor. 14 dienlich. Dazu sind jedoch einige Anmerkungen sehr wichtig:
Paulus schreibt diesen Text an eine Gemeinde, in der die Gabe des Zungenredens offensichtlich mißverstanden wurde. Vermutlich war es so, daß die Korinther versuchten, in Zungenrede zu predigen und zu unterweisen. Sie waren der Ansicht, jeder aufrichtige Christ würde dies durch den Geist verstehen.
Gegen diesen Mißbrauch der Gabe wendet sich Paulus. Wenn Paulus also in 1. Kor. 14 Kritik übt, so müssen wir dies vor diesem Hintergrund sehen. Wenn wir dies tun, dann ist es uns auch möglich, das, was an Positivem über diese Gaben niedergelegt wird, aus diesem Kapitel herauszufinden.
Paulus selbst legt in V 18 klar, daß er nicht gegen Zungenrede ist, sondern daß er dankbar ist, selbst mehr in Zungen zu reden als alle Korinther.
Der in 1. Kor. 12,10 gebrauchte Ausdruck GENE GLOSSON deutet an, daß es verschiedene Arten von Zungenreden gibt. Wir können zwei Hauptarten unterscheiden:
Reden zu Gott ist nichts anderes als "beten". Gott hat uns also in der Gabe des Zungenredens eine Gabe geschenkt, die speziell dem Gebet gewidmet ist.
Wer betet nun eigentlich beim Gebet in Zungen? Der heilige Geist oder der Mensch?
1. Kor. 14,14 "Denn wenn ich in Zungen bete, so betet mein Geist..." 1. Kor. 14,15 "Wie soll es denn nun sein? Ich will beten mit dem Geist und will auch beten mit dem Verstand..."
Der Ausdruck "Ich will" deutet an, daß es sich beim Gebrauch dieser Gabe um eine aktive Willensentscheidung handelt.
Wer diese Gabe von Gott geschenkt bekommen hat, der soll nicht vor jedem Gebrauch auf einen neuen Impuls und eine Aufforderung durch den Heiligen Geist warten, sondern soll sich willentlich entscheiden, immer wieder in neuen Zungen zu beten.
Gerade in Zeiten, in denen man niedergeschlagen ist, wenn man z.B. nach einem langen Arbeitstag abgespannt und müde ist, wenn es einem eigentlich nicht nach Gebet zumute ist, dann sollen wir willentlich von dieser Gebetssprache Gebrauch machen. Wir dürfen dann auch erleben, wie neue Kraft in uns hineinströmt, so wie es in der Heiligen Schrift vorhergesagt ist: 1. Kor. 14,4: "Wer in Zungen redet, der erbaut sich selbst..."
So, wie sich das Gebetsleben auf verschiedenen Ebenen abspielt, so kann
auch die Gabe des Zungenredens in den verschiedenen Arten von Gebeten angewendet
werden:
Dadurch, daß wir von uns selbst wegblicken, und uns ganz auf Gott
konzentrieren, machen wir uns auch frei von vielen Hemmungen und Beklemmungen.
Unser verengter Horizont wird weit. Viele Probleme bekommen ein anderes
Gesicht, Dunkelheiten werden erleuchtet. So dürfen wir erleben, wie
Gott uns dienst, wenn wir ihn anbeten und verherrlichen.
So, wie wir also Lieder (Psalmen) singen in unserer normalen Sprache, unter Gebrauch unseres Verstandes, so sollen wir auch Lieder singen ohne unseren Verstand, singen mit dem Geist (Zungengesang).
Auch der Gebrauch der Gabe in dieser Form ist eine aktive Willensentscheidung ("...ich will..."), genauso wie das Liedersingen mit dem Verstand.
Auch durch den Gebrauch der Gabe in dieser Form dürfen wir erleben,
wie wir gem. 1. Kor. 14,4 selbst erbaut werden.
Da Dankgebet, wenn es in der Gemeinde praktiziert wird, auch einen starken
Zeugnis-Charakter hat, ist es gut, wenn diese Dankgebete ausgelegt werden.
(vgl. 1. Kor. 14,16-17) Entweder ein Anderer hat die Auslegung, oder man
kann selbst noch in der normalen Sprache den Grund des Dankens zum Ausdruck
bringen.
Röm. 8,26: "...Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen,... sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen."
Durch das Gebet in Zungen haben wir auch die Möglichkeit, intime,
persönliche Gebetsanliegen in der Gemeinschaft mit anderen vor Gott
zu bringen. Dem Nebenmann bleibt das Gebet ein Geheimnis. (1. Kor. 14,2)
Die Zeichen, die er hier nennt, sind "Vollmachtshandlungen" z.B. böse Geister austreiben, Schlangen mit Händen greifen, Tödliches trinken und dabei keinen Schaden erleiden, Krankenheilungen. Mitten unter diesen Vollmachtshandlungen nennt er auch die Zungenrede.
Dies ist kein Zufall, vielmehr wird deutlich, daß auch das Gebet
in Zungen eine Vollmachtshandlung ist. Diese Vollmacht dürfen wir
in Gebetskämpfen, beim Gebet für Kranke, bei Befreiung Belasteter
und Besessener etc., in Anspruch nehmen. Nun noch einige Gedanken zu der
zweiten Hauptart der Zungenrede:
Bei dieser Art von Zungenrede handelt es sich nicht um Gebet, sondern um eine spezielle Form der Prophetie (vgl. Skript III, S. 34,3 d).
Was in Bezug auf Prophetie in Zusammenhang mit der Gabe des Zungenredens wichtig ist, kann weiter oben nochmals nachgelesen werden und wird hier nicht näher behandelt.
Ergänzend hierzu wollen wir uns hier mit der Auslegung der Zungenrede befassen. Wie in 1. Kor. 14 dargelegt, würde es der Gemeinde wenig nützen, die Botschaft Gottes nur in unverständlicher Sprache zu hören.
In Bezug auf diese Art der Zungenrede ist wichtig, was Paulus in 1. Kor. 14,13 schreibt: "Wer also in Zungen redet, der bete, daß er's auch auslegen könne."
Wenn es nicht ausgelegt wird, dann kann es nicht zur Erbauung der Gemeinde dienen. Dies fordert Paulus aber in 1. Kor. 14,26.
In der Regel ist es so, daß der, der die Botschaft in Zungen erhält, spürt, daß Gott etwas mitteilen möchte. Er wird diese Zungenrede in einer anderen Form weitergeben als das Zungengebet, so daß die Gemeinde spürt, daß Gott etwas mitteilen möchte. Im Anschluß an die Zungenrede ist es gut, eine Zeit der Stille zu haben, bis Gott die zugehörige Auslegung schenkt.
Teilweise kommt es bei der Auslegung der Zungenrede zu scheinbaren "Mehrfach-auslegungen",
d.h. einer legt aus, und ein Anderer hat auch eine Auslegung auf dem Herzen.
In der Regel ist es dann so, daß nicht eine der Auslegungen falsch
war, sondern daß eine der Auslegungen in Wirklichkeit eine eigenständige
prophetische Botschaft von Gott war. Deshalb ist es wichtig, daß
auch der Zweite seine "Auslegung" bringt.
Dies ist kein Zufall!
Vielmehr zeigt uns die Heilige Schrift dadurch, daß zum Gebrauch der Geistesgaben in der Gemeinde die Liebe unerlässlich ist. Die Liebe selbst zählt jedoch nicht zu den Geistesgaben. Die Kapitelüberschrift in den ältereren Luther-Bibeln zu 1. Kor. 13
- Die Liebe als die höchste Geistesgabe-
ist hier irreführend. In neueren Luther-Ausgaben steht hier treffender
- Das Hohelied der Liebe -.
Viele, die den Geistesgaben gegenüber ablehnend eingestellt sind, versuchen Geistesgaben und Liebe gegeneinander auszuspielen. Das ist geistlich gesehen falsch. Man sagt ja auch nicht: Ich habe eine Lunge, also brauche ich kein Herz (oder umgekehrt). Erst wenn alles seinen richtigen Platz und seine richtige Funktion hat, ist der Leib (und auch die Gemeinde) richtig funktionsfähig.
Die selbstlose Liebe (AGAPE) ist keine Geistesgabe, sondern eine Frucht des Geistes (Gal. 5,22). Diese wird bei der Bekehrung, und dem damit verbundenen Empfang des Heiligen Geistes in uns eingepflanzt (Röm. 5,5) und wächst dann durch das Leben und den Wandel im Geist. (Gal. 5,16 ff).
Die Liebe verhindert, daß Geistesgaben ungeistlich gebraucht werden. Sie bewahrt uns vor Hochmut und sie hilft uns, uns mit dem Gabendienst in die Gemeinde einzuordnen. Ungeistliche Absonderung und Spaltung wird durch die Liebe verhindert.
Ohne diese Liebe bleibt auch der, der reich mit Gaben beschenkt ist, ein "...tönendes Erz, eine klingende Schelle, ein Nichts" (1. Kor. 13,1-3)
Abschließend bleibt nur zusammenzufassen:
Strebt nach der Liebe! Bemüht euch um die Gaben des Geistes...!
(1. Kor. 14,1)
Allerdings dürfen wir nicht den Fehler machen, zu sagen, daß
Zungenreden und Geistestaufe identisch ist. Das Zungenreden ist ein Zeichen
der Geistestaufe, nicht aber die Geistestaufe. Die Erfüllung mit dem
Heiligen Geist oder die Geistestaufe bedeutet, daß wir von Gott Kraft
bekommen. Diese Kraft bewegt uns, in einer besseren Weise unseren Dienst
als Zeugen Jesu Christi auszuführen. Da wo wir unter menschlichen
Begrenzungen leiden, hilft der Heilige Geist uns, diese Beschränkungen
zu überwinden. Außerdem ist auch eine große Freude und
innige Beziehung zu Jesus Begleiterscheinung der Erfüllung mit dem
Heiligen Geist. Wir werden anfangen, die großen Taten Gottes zu verkündigen,
genauso wie es an Pfingsten und zu anderen Gelegenheiten geschehen ist.
Wenn wir in verständlicher Sprache reden, dann wird unser Gehirn unser Sprachzentrum steuern. Wenn wir aber in Zungen reden, ist es ein Reden aus unserem Herzen. Viele Leute haben damit Schwierigkeiten, weil sie sich in diesem Moment dumm vorkommen, solche Dinge auszusprechen. Sie haben Angst, etwas von sich selbst zu machen. Weil sie außerdem nicht verstehen, was sie aussprechen, haben sie Angst, etwas Falsches auszusprechen. Wir dürfen aber in diesem Moment uns ganz vertrauensvoll Gott überlassen und ihn bitten, daß er das Angefangene in uns weiterführt. Dann ist es gut, einfach anzufangen und zu sehen, was sich daraus entwickelt. In den meisten Fällen wird Gott das Gebet in Sprachen ganz spontan und ohne "Übung" schenken.
Sei nicht entmutigt, wenn es bei dir nicht so "klappt" wie bei anderen.
Vielleicht hast du schon häufiger darum gebetet. Vertraue Gott, daß
er dich aus seinem Reichtum beschenkt, und glaube, "daß du empfangen
hast." Diese Erfahrung muß in dir freigesetzt werden. Viele Leute
haben das Zungengebet in den unmöglichsten Situationen erfahren. Ich
hörte von Leuten, die es im Kohlenkeller bekommen haben, Andere beim
Kochen, der Nächste unter der Dusche, wieder ein Anderer beim Autofahren
oder beim Joggen im Wald. Manchesmal hilft es uns, in einem unbeobachteten
Moment, wenn wir nicht mit anderen zusammen sind, einfach mit dem Zungengebet
in Sprachen anzufangen. In den Moment ist die Blockade nicht so stark,
daß wir empfinden, es würde uns jemand zuhören, der dann
etwas Komisches über uns denken könnte. Habe also viel Mut! Laß
dich von Gott beschenken und fang einfach an!
a.) Eine klare Erfahrung der Wiedergeburt ist Voraussetzung. Es muß eine klare Heilsgewißheit vorliegen. Außerdem ist es gut, ein klares Sündenbekenntnis inklusiv einer Loslösung und Lossprache von okkulten und dämonischen Einflüssen vorgenommen zu haben. Der Heilige Geist kann nicht in ein ungereinigtes Gefäß Einzug halten.
b.) Die Verheißung muß ich für mich persönlich in Anspruch nehmen. Bei vielen Gläubigen, die die Taufe im Heiligen Geist nicht empfangen, scheitert die Erfahrung an diesem Punkt. Entweder glauben sie gar nicht, daß diese Verheißung für sie persönlich da ist, sondern meinen, sie wäre nur für andere da, oder es besteht die Möglichkeit, zwar theoretisch an diese Verheißung zu glauben, sie jedoch nicht von ganzem Herzen für sich persönlich in Anspruch zu nehmen. Hindernisse in diesem Bereich sollten vor der Taufe im Heiligen Geist auf jeden Fall ausgeräumt werden.
c.) Sprich ein persönliches Gebet verbunden mit der Bitte um den Heiligen Geist !
d.) Gemeinsames Gebet um den Heiligen Geist in einer Gruppe kann helfen.
e.) Gebet mit Handauflegung ist vom N.T. her eine Möglichkeit der Hilfe.
f.) Rechne mit der spontanen Antwort Gottes! Die Taufe im Heiligen Geist sollte nicht als Ergebnis unseres akrobatischen Gebetes angesehen werden, sondern als ganz natürliche Erfahrung in unseren Alltag einfließen. Sollte jemand die Taufe im Heiligen Geist nicht sofort erleben, kann es sein, daß er diese im Laufe der nächsten Zeit erhält. Es können aber auch konkrete Hindernisse zum Empfang der Geistestaufe vorliegen:
- Stolz
- Blockade durch das eigene Denken
- unbereinigte Sünden
- falsche Motivation
b.) Gemeinsamer Lobpreis, Proklamation der Macht Jesu.
c.) Sorge für ein gereinigtes Herz.
d.) Gemeinsames Singen in neuen Sprachen.
e.) Für eine entspannte Atmosphäre sorgen. Derjenige, der die Taufe im Heiligen Geist empfangen will, sollte nicht unter einen inneren Druck gebracht werden. Oft ist es auch gut, nach einer gewissen Zeit des Gebetes abzubrechen, damit jemand nicht unter Leistungsdruck gerät. Das Gebet kann in einem anderen Rahmen ungezwungen fortgesetzt werden.
f.) Gemeinsames lautes Gebet. Das gemeinsame Gebet, insbesondere in neuen Sprachen, fördert die Bereitschaft, auch selbst damit zu beginnen, in neuen Sprachen zu sprechen. Derjenige, der die Taufe im Heiligen Geist empfangen möchte, sollte nicht der einzige sein, der laut betet.
Tausende, Millionen von Leute haben auf diesem Wege schon die Taufe
mit dem Heiligen Geist erlebt. Wieso sollte es bei dir anders sein? Öffne
dich für das souveräne Handeln des Heiligen Geistes! Laß
dich nicht von Hindernissen entmutigen! Du wirst erleben, wie Gott dir
antwortet und dein Gebet erhört wird. Warte nicht Jahre und bitte
dann um die Taufe im Heiligen Geist, sondern fange heute an, dafür
zu beten, wenn du sie noch nicht erhalten hast.
Die zweite Art des Sprachenredens ist das öffentliche, laute und für alle vernehmliche Reden in Sprachen im Gottesdienst. Wenn ich mich im Gottesdienst hinstelle und so in Zungen rede, daß alle es hören können, so sagt Paulus in diesem Zusammenhang, daß dieses Sprachenreden der Auslegung bedarf. Dies ist also eine andere Art von Zungenreden. Dieses Reden in Sprachen mit der anschließenden Auslegung ist zur Erbauung der Gemeinde gedacht. Wenn also jemand laut in der Gemeinde in Sprachen redet, soll er auch darum beten, daß er es auslegen kann. Diese Art von Sprachenreden mit anschließender Auslegung ist in den Bereich der Weissagung einzuordnen. Paulus spricht sogar davon, daß mehrere Leute nacheinander in Sprachen reden können und einer es dann auslegen soll (1. Korinther 14, 27).
Die Gegenüberstellung der letzten beiden Aussagen bedeutet aber
nicht, daß ich Zungenreden zur persönlichen Erbauung im Gottesdienst
nicht praktizieren darf. Paulus wendet sich nur gegen ein vernehmliches,
für alle hörbares, lautes Zungenreden im Gottesdienst. Wenn ich
es in einer angemessenen Weise für mich persönlich tue, so darf
ich natürlich und selbstverständlich im Gottesdienst in Sprachen
beten. Nur braucht das seinen Rahmen.
Übernommen von der FCG ARCHE Lehrmaterial in Augsburg