Christliche Gemeinschaft

Jahreslosung 1999

Matthäus 28, 20 :
"Jesus Christus spricht: Siehe, ich bin bei euch
alle Tage bis an der Welt Ende."


 

Einleitung:

Ein schlesischer Graf, 1700 in Breslau geboren, hat die christliche Welt stark beeinflußt, – zum Jahreswechsel werden wir wieder daran erinnert. Es war Nikolaus Ludwig, Reichsgraf von Zinzendorf und Pottendorf. Historiker nennen ihn eine der "originellsten Gestalten der Kirchengeschichte", obwohl er weder Theologe noch eine Persönlichkeit in der Kirchenleitung war. Er sammelte auf seinem Besitz in der Oberlausitz deutschstämmige Aussiedler aus Mähren und gründete in Herrnhut eine "Brüdergemeine", eine fromme Handwerkersiedlung. Der Graf legte viel Wert auf äußere und vor allem innere Ordnung. So führte er die "Heilsparole" ein, die Ausgabe einer Losung für jeden Tag – wie bei den Soldaten aller Heere. Bis auf den heutigen Tag gibt es diese Losung in vielen Sprachen. Es gibt sie für jeden Tag, für jeden Woche, für die Monate und auch für die Jahre. Zu Beginn des Jahres 1999 lautet sie: "Jesus Christus spricht: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende."

Aber genug Vorgeschichte.
 

1. Siehe

"Jesus Christus spricht: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende."

Mich fanziniert eine Sache - Nachtsichtgeräte z.B. Als normaler Mensch siehst du nur schwarze Nacht. Aber nicht so bei einem Nachtsichtgerät. Durch diese Brille geschaut, da wird die Nacht nicht ganz zum Tag, aber man kann sehen. Soldaten, damit ausgestattet, können gezielt angreifen, wo der Gegner nur im Finstern herumtappt.

Manchmal denke ich, was wäre das für eine Sache, wenn's für geistliche Dinge auch solche ein Nachtsichtgerät geben würde. Was für ein Segen wäre das, ganz anders als bei diesen militärischen  Spielzeugen. Wenn's eine Brille gäbe, die uns die Augen für Gottes Welt, für die Realität des Göttlichen (unsichtbare Welt) öffnen würde.

Denn die ist genauso wirklich, genauso da, auch wenn die meisten hier schlicht im Dunkeln tappen. Aber wir sagen und behaupten - was ich nicht sehe, nicht anfassen, messen, beweisen kann, ja gibt's das denn überhaupt? Eine Ahnung mögen die meisten ja noch haben. Irgendwie muß es doch noch mehr geben zwischen Himmel und Erde. Irgendwie kann das doch nicht einfach alles sein. Aber auf diesem Auge sind wir so oft blind.

Genau darum steht in der Bibel so oft dieses Wort. Auch am Anfang der Jahreslosung, die uns durch das neue Jahr begleiten will, dort steht: "Siehe!" "Siehe ich bin bei Euch", sagt Jesus. "Alle Tage bis an der Welt Ende!"

Siehe! Schau doch hin! Mach die Augen auf. Sonst merkst du es nicht,  Du  tappst achtlos daran vorbei. Spielt diese in deinem Leben kaum oder gar keine Rolle, was doch  alles so entscheidetist- Hier geht es um Sein oder Nichtsein, um Leben oder Tod. Siehe! Erkenne es doch! Ich bin bei Euch! Ich, der lebendige Gottessohn.

Aber: Dafür gibt es eben kein technisches Wundergerät und es wird auch nie eines geben. Den Zugang zu Gottes Wirklichkeit, den Einblick in Gottes Welt, den erzwingen wir uns nicht durch eigene Klugheit, oder  durch menschlichen Erfindergeist.

Wir haben viel geschafft. Wir haben gelernt, Dinge zu beherrschen, von denen  eine Generation vor uns noch nicht den Schimmer einer Ahnung hatten. Aber den Zugang zu Gott erzwingen wir nicht. Dafür bleiben wir blind, wenn wir uns nicht von Gott selber die Augen öffnen lassen.

Und wenn Jesus sagt "Siehe!", Dann eben nicht als ein "Du mußt! Streng dich an! Jetzt mach endlich die Augen auf!" Als ob ein Blinder nur aus Faulheit blind wäre. Nein! Wenn Jesus sagt "Siehe!", dann deswegen, weil die Chance zu Sehen da ist, weil er dazu einlädt: Gott selber will und kann dir die Augen öffnen. Sein Geist erschließt diese Wirklichkeit. Und ich wünsche mir und uns allen, wenn's jetzt ins neue Jahr hineingeht, daß wir den Heiligen Geist heranlassen an uns, daß wir den Kopf nicht wegdrehen, die Augen nicht zuklemmen, wenn der Heilige Geist uns Gott groß machen will, zeigen, wer Jesus Christus ist. Eben jetzt in diesem Augenblick auch: "Siehe!" Daß wir doch merken, erkennen, wer Jesus ist.
 

2. Gott wird Mensch

Denn Jesus, das ist "Gott bei uns Menschen". Wir haben gerade erst wieder Weihnachten gefeiert, darüber gestaunt, was das heißt: Gott ist zu uns gekommen. Gottes Sohn wird Mensch. Ganz nah kommt Gott zu uns. Ganz tief kommt er herunter, in einer Krippe geboren.

Und da ist Gott? Sehen Sie, normalerweise kann man darüber nur den Kopf schütteln. Ohne daß uns  dafür die inneren Augen aufgehen, da ergibt solch eine Rede als schieren Unsinn. Kein Mensch stellt sich so Gott vor.

Da haben sie damals schon den Kopf  über die Christen geschüttelt. Und auch heute, nach 2000 Jahren christlicher Tradition, da kann man im Grunde immer noch nur den Kopf schütteln. Gott in Jesus!? Der doch nicht.

Aber wo mir der Geist Gottes die Augen öffnet, wo ich's ihm zulasse, mich einlasse auf Jesus, auf sein Leben, auf seine Botschaft, da entdecke ich Gott, und zwar einen Gott, der, - ja der verrückt ist vor Liebe nach seinen Menschen. Einen Gott, der alles Recht hätte, eigentlich hart und radikal durchzugreifen müßte. Nicht nur, weil wir immer und immer wieder zu den Waffen greifen, weil wir nicht aufhören auf Kosten der anderen, der Schwachen zu leben, nicht nur, weil wir die gute Schöpfung Gottes an den Rand des Abgrundes gekarrt haben, sondern weil wir alle, jeder einzelne schuldig geworden ist, schuldig gerade auch Gott gegenüber.

Viele höre ich das geradezu einfordern von Gott, daß er doch endlich durchgreifen solle, dem Leid, dem Unrecht, dem Bösen unter uns Menschen endlich ein Ende bereiten. Aber wieso glauben gerade die, die das Gott so lautstark vorhalten, wieso glauben die, daß sie diese gerechte Strafe Gottes dann  nicht selber treffen würde?

Merken wir, was für ein Wunder der Liebe Gottes es ist, daß Gott  anders  kommt? Und anders heißt nicht: "Da kann man halt nichts machen!" Anders heißt auch nicht: "So schlimm ist's nun auch wieder nicht." Anders heißt: Gott sagt sein Nein zu Sünde und Ungerechtigkeit. Gott macht unmißverständlich klar, daß er das Böse nicht dulden wird, der Teufel nicht triumphieren kann. Gott  vollzieht  das Gericht, die gerechte Strafe. Aber in seiner Liebe nimmt er das auf  sich , lädt er den ganzen gerechten Zorn auf seinen Sohn Jesus Christus.

Und Jesus hat das ausgehalten. Er ist nicht abgehauen, als es brenzlig wurde. Wie manche Freunde sich leise still und heimlich absetzen, weil du Krebs hast oder AIDS. Als Jesus die Angst packte, kurz vor seinem Tod, als er den Vater anflehte, ihm  das  doch zu ersparen, da endet sein Gebet dann doch mit den Worten: "Nicht mein, sondern  dein  Wille soll geschehen." Jesus, Gott selber hält es  aus , bis zum Ende. Und dieses Ende, das war ja nicht bloß ein qualvoller Tod am Kreuz, das war ja auch die ganze Angst, der  Zweifel,  auch an Gott selbst. Jesus hatte es ja nicht einfach in der Tasche: "Wenn's hart auf hart geht, dann holt mein Vater mich hier raus." Jesus mußte da ganz durch. Und glaub´ mir, Sterben ist oft schwer, sehr schwer. Nicht jeder stirbt und merkt es nicht einmal. Einfach eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht. Jesus stirbt nicht leicht, auch innerlich nicht. Er ringt mit dem Zweifel, mit der Angst: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!"

So weit herunter kommt Gott. Und wenn ein Mensch auch  noch  so tief durch muß im Leben. Er darf wissen, Gott ist auch dort dabei. Nicht daß er uns das Schwere einfach erspart, uns einfach bewahrt davor. Jeder muß einmal sterben. Aber daß er uns da hindurchführt, bis ans Ziel. Wir Menschen, wir können das nicht. Auch wenn wir es mittlerweile immer mehr lernen, wie wichtig Sterbebegleitung ist. Irgendwann müssen wir doch die Hand loslassen, den geliebten Menschen loslassen. Aber Gottes Hand läßt nicht los. Jesus ist bei den seinen. Jesus ist bei uns, bis zum Ende, bis zum Ziel.
 
 

3. Bis an der Welt Ende

Und das ist nun noch eine ganz wichtige Sache, wofür uns Gottes Geist die Augen öffnen will.

"Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!" Das heißt eben nicht: Bis zum Tod. Und dann Schluß und aus. Bis zum Ende, bis zum Ziel, das heißt: Durch den Tod hindurch zum  neuen  Leben, zur neuen Welt Gottes.

Christen feiern eben nicht nur Weihnachten und Karfreitag, die Krippe und das Kreuz, sondern wir feiern auch Ostern. Und Ostern heißt: Der Tod ist nicht das Ende. Das Ende ist auch nicht, wenn wir tatsächlich dahin kommen, daß unsere Erde vollkommen zerstört würde, wie auch immer. "Bis ans Ende", das heißt: Bis Gott seine neue Welt vollenden wird. Und genau an Ostern hat er damit, mit seiner neuen Welt angefangen. Mit Jesus da beginnt Gottes Reich. Wir wissen nicht, wie lange Gottes Weg noch geht, bis zu dieser Vollendung. Und Gott muß sich dabei erst recht nicht daran halten, wie  wir  unsere Jahre zählen, und daß in einem Jahr die magische Zahl 2000 zur Jahreszahl wird. Aber  daß  Gott zum Ziel kommt, darauf können wir uns seit Ostern verlassen. Denn mit der Auferweckung Jesu von den Toden, da hat Gott eine Kostprobe gegeben von seiner Macht über den Tod.

Da hat dieses Gesetz, daß mit dem Tod alles aus ist, da hat es einen Sprung bekommen, einen Riß. Und durch diesen Riß strömt Hoffnung, strömt Leben in unsere alte Welt hinein, eine Hoffnung die uns mitnimmt, die uns voll Zuversicht macht, an der sich unser Leben, unsere Niedergeschlagenheit, die manchmal bleierne Müdigkeit in uns, an der sie sich auflädt. Wie ein leere Akku sich auflädt, wenn er wieder an die Steckdose angeschlossen wird.
 

Schluß:

Wir haben auch einen Auftrag. Wir kommen in unseren Hauskreisen, Familienfeiern, in der Schule, am Arbeitsplatz oder sonstwo mit Menschen zusammen, die Jesus mit seiner Liebe erreichen will.

Wie soll ich diesen Auftrag ausführen? Das wird ganz unterschiedlich sein. vielleicht sollen andere wissen lassen, daß sie sich auf mich verlassen können, daß ich Zeit für sie habe, sie ernst nehme, ich versuche ihnen zu helfen oder ihnen erkläre warum sie hier unrecht haben.

Hier kann ich Standpunkte beziehen und sagen warum ich das so sehe oder mache. Ich kann sagen, daß ich das tue, weil ich Christ bin. Wir sollten unseren Standpunkt vertreten oder zumindest zeigen, daß wir nicht damit einverstanden sind mit dumme Sprüche aus der Welt. Das wird sich je nach Situation ergeben. Etwas Mut wird es schon erfordern. Aber wir haben ja die Zusage von Jesus: ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt. Das gilt! Jesus ist für uns da, wenn es uns gut geht und wenn es uns schlecht geht, wenn wir Angst haben, einsam oder mutlos sind. Jesus ist bei uns - jeden Tag.



zurück zur Predigt-Archiv

zurück zur CGI-Online Homepage

Mehr Informationen bei Pastor Jason Stover

jason@evangelium.de