Christliche Gemeinschaft

Predigt zur Advent über
Hanna     -   Lukas 2,36-38


Hannas Volk war unterdrückt und trug Lasten, aber sie war nicht entmutigt. Irgendwann einmal würde Gott den Erlöser, den Er verheißen hatte, senden, und sie würde Ihn sehen. Eines Tages, als sie im Tempel betete, sah sie auf den Hof, und sie sah Ihn - nur ein Baby. Und plötzlich wußte sie, daß Er der Verheißene war. Ihr Geist bekam einen Aufschwung, und mit erhobener Stimme der Dankbarkeit fing sie an Gott zu preisen.

Der Herr nahm mir meinen Mann, nachdem wir nur sieben Jahre verheiratet gewesen waren, aber dafür gab Er mir sich. Ich war 84 Jahre alt, als diese Geschichte begann, und in all den Jahren meiner Witwenschaft ist Gott mir viel näher als ein Mann gewesen.

In meiner Trauer floh ich zu Ihm, und Er tröstete mich. Als Antwort richtete ich meine ganze Aufmerksamkeit auf Ihn und Sein Wirken - nicht auf mich, das heißt, ich widmete mich Ihm, im Gebet, Lob und im Fasten.

Der Tempel war der Ort, an dem ich häufig verkehrte. Täglich war ich da, und in den Gottesdiensten fehlte ich nie. Ich hielt alle gewöhnlichen Fastenzeiten ein. Ich fastete sogar zu anderen Zeiten, wenn ich glaubte, Gott habe mich dazugeführt. Jeden Tag verbrachte ich mehrere Stunden im Gebet. Gott gab mir Kraft, die über meine Jahre hinausging, und ich gebrauchte diese Kraft, um Ihn dankbar zu preisen.

Mein Leben war nicht einsam. Menschen, die öfters in den Tempel kamen, erkannten mich, und sie wußten von meiner Hingabe dem Herrn gegenüber. Unter ihnen hatte Gott mir Freunde gegeben, die meine Freude und Erwartungen teilten. Sie waren fast eine Familie. Wir alle bestiegen einen Berg der Hoffnung und Erwartung.

Die Zeiten waren schrecklich. Um uns herum sahen wir moralischen und religiösen Verfall - in Jerusalem und auf dem Lande. Sogar im Tempel waren wir von Korruption umgeben. Viele hatten alle Hoffnungen verloren, und ein Gefühl der Dunkelheit überschattete ihr Leben.

Wir sehnten uns wirklich nach Erlösung davon. Wir dachten: "Sicherlich ist die von Gott verheißene Rettung nahe! Der Messias müßte bald kommen." Mit diesen Gedanken wurden meine Schritte beflügelt, und ich spürte ein Strahlen in meinem Leben.

Aber wenn wir einander begrüßten oder in einer Gruppe zusammenkamen, mußten wir sehr umsichtig sein, denn dies war ein von Herodes beherrschtes Land. Wenn er gewußt hätte, daß wir von einem kommenden Messias, oder von einer Befreiung von seiner Herrschaft sprachen, hätte er uns schnell zum Schweigen gebracht.

Eines Tages, als ich im Tempel war, fand das wunderbarste Ereignis meines Lebens statt.

Ich betete im Hof. Menschen kamen und gingen, wie immer. Als ich auf den Hof schaute, konnte ich einen Mann und seine junge Frau sehen, als sie mit einem kleinen Baby den Hof betraten.

Kaum waren sie im Hof, als ein alter Mann ihnen entgegenging. Als sie sprachen, konnte ich zuerst nicht hören, was sie sagten. Die hübsche Frau sah ihren Mann an, dann schaute sie wieder auf den alten Mann, als sie ihm ihr Baby entgegenhielt. Er nahm das Kind in die Arme und hielt es über seinem Kopf.

Er erhob seine Stimme, und von meiner Lage auf der anderen Seite des Hofes konnte ich hören, daß er Gott pries. Ich konnte nicht alles verstehen, was er sagte, aber er erwähnte etwas von "Frieden", und daß er "Gottes Rettung" gesehen hatte.

Ich ging durch den Porticus die Treppe hinauf bis zur Stufe des Hofes, wo das Ehepaar stand. Ich näherte mich ihnen ruhig und vorsichtig. Bis dann war der alte Mann mit seinem Gebet fertig, und er gab der Mutter ihr Baby zurück. Er sprach weiter leise mit ihr, und ich konnte nicht hören, was er sagte. Aber ich merkte, daß ein besorgter Blick auf ihrem Gesicht zu sehen war.

Dieses Kind hatte etwas Anderes an sich - ich wußte es ja. Zu anderen Zeiten hatte Gott mir übernatürlichen Einblick gegeben, und ich spürte, daß es in diesem Moment wieder geschah. Dieses Bewußtsein, das ungewöhnliche Benehmen und die Worte dieses Mannes brachten ein besonderes Verständnis in meine Gedanken - dieses Baby war Gottes Rettung! Er war der Messias!

Als ich neben dem Ehepaar stand, hatte der alte Mann gerade jetzt seine Unterhaltung mit der Mutter beendet. Sofort erhob ich meine Hände im Gebet, und ich dankte Gott, daß Er dieses Baby auf die Welt gebracht hatte.

Die Szene wurde zur Feier! Dann stellte ich mich vor: "Mein Name ist Hanna, und ich bin die Tochter Phanuëls aus dem Stamm Asser. Als ich sagte, ich sei Prophetin, war das Ehepaar überrascht, obgleich sie verstanden, was das hieß. Zu bestimmten Zeiten hatte Gott mich inspiriert, durch die Kraft Seines Geistes anderen Seine Worte zu sagen, um Seinen Willen bekanntzumachen.

Die Stimme der Prophezeiung war zum letzten Mal vor vielen Jahren im Lande gehört worden. Gott hatte geschwiegen. Wir hatten in der Tat keine großen Propheten seit den Tagen Maleachis - Jahrhunderte früher - gehört. Dieses junge Ehepaar war wahrscheinlich erstaunt, weil sie erfuhren, daß Prophezeiungen wieder im Land gehört wurden.

Sicherlich verstanden sie die Wichtigkeit meiner Stimme der Dankbarkeit und des Lobes. Als ich das Kind sah, hatte Gott meine Augen geöffnet. Das war der Messias! Ich verstand nicht alles über Ihn, aber ich wußte, Er war der Schlüssel zu unserer Erlösung. Meine Worte waren ein Lobpreis zu dem Vater, der Ihn - denjenigen, der Seine Versprechen erfüllt - gesandt hatte.

Nachdem das Ehepaar weg war, stand ich schweigend da. Ich hatte so lange das Kommen des Erlösers erwartet und mich danach gesehnt. Und jetzt war Er hier. Ich war eine alte Frau, aber weil ich das Baby gesehen hatte, hatte ich neue Kraft und neuen Mut, weiterzumachen. Den Rest meines Lebens würde ich von Ihm sprechen.

Ich war darauf erpicht, meinen Freunden diese Geschichte zu erzählen. Sie hofften so sehr auf Sein Kommen. Zuerst sprach ich mit einer frommen Frau, die oft im Tempel betete. "Gott sei gepriesen!" sagte ich, "Der Messias ist hier. Ich habe Ihn mit eigenen Augen gesehen." Sie sah mich erstaunt an. Dann erzählte ich ihr die ganze Geschichte, und Erleichterung und Freude waren auf ihrem Gesicht zu sehen. Als sie wegging, war es, als ob ihre Füße den Boden nicht beträten. Andere reagierten genau so. Bald wußten viele Menschen, daß der Messias gekommen war.

Ich erinnere mich nicht an alles, was ich als eine der zwölf Stimmen von Weihnachten gesagt hatte, aber ich erinnere mich daran, daß ich viele Gedichte des Lobes der großen Dichter Israels wiederholte.

"Laßt uns mit Danken vor Sein Angesicht kommen/Und mit Psalmen Ihm jauchzen" (Psalm 95,2).

"Gehet zu Seinen Toren ein mit Danken, zu Seinen Vorhöfen mit Loben/Danket Ihm, lobet Seinen Namen" (Psalm 100,4)!

"Ich will den Namen Gottes loben mit einem Lied/Ich will Ihn hoch ehren mit Dank" (Psalm 69,31).

"Dir will ich Dank opfern/UND DES HERRN NAMEN ANRUFEN" (Psalm 116,17).

Gott gab mir große Ehre und das Vorrecht, daß ich die erste war, den Erlöser zu verkünden. Jetzt konnte ich Ihn sehen, an den ich geglaubt hatte, und meine Hoffnung wurde in Gewißheit verwandelt. Die letzten Jahre meines Lebens waren dem Lob und der Dankbarkeit gewidmet.
 

übernommen aus der Zwölf-Stimmen zur Weihnachten von der Billy Graham Foundation
 

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Mehr Informationen bei Pastor Jason Stover

jason@evangelium.de