Christliche Gemeinschaft

Elisabeth

Lukas 1,5-25 | 57-80

Elisabeth hatte Gottes Segen erfahren. Er hatte die Schmach ihrer Kinderlosigkeit weggenommen. Er hatte das Beisein ihres Heilands durch das fröhliche Strampeln ihres Babys im Mutterschoß signalisiert. Als Antwort sprach sie einen Segen aus, der über Maria, die vor ihr stand, hinausgehen würde. Er würde zuerst das Volk Israel, und allmählich die ganze Welt einbeziehen.

Mein Mann Zacharias und ich trafen uns eines Tages, als wir jung waren, und wir verliebten uns ineinander. Ich war die Tochter eines Priesters, und er war auch ein Priester. Daher glaubten unsere Eltern, daß wir sehr gut zueinander paßten. Aber noch wichtiger war, daß wir in unserem Herzen wußten, daß wir füreinander bestimmt waren. Wir wurden getraut, und wir fingen ein gemeinsames Leben an.

Wir bauten unsere Ehe auf den liebenden Gott. Wir wollten Ihm dienen und das machen, was Er befahl. In dieser Ansicht standen wir in unserem Dorf und in der Umgebung fast allein. Nur wenige unserer Nachbarn interessierten sich dafür, ihr Leben Gott zu widmen. Die Last, das Gesetz Moses zu halten, sei zu groß. Aber es bereitete uns große Freude, Gott zu dienen.

Nur eines trübte unser Glück: wir wollten ein Kind, aber ich war unfruchtbar.

Jede jüdische Familie wollte ein Kind, das man halten und wofür man sorgen kann, ein Kleinkind zu erziehen, ein wachsendes Kind, welches man zur Reife geleiten kann. Jede jüdische Familie wollte ein Kind, das ein völlig reifer, unabhängiger Mensch werden würde - ein Kind, das die Familie stabilisieren kann, und auch eine Hoffnung für die Zukunft werden wird. Außerdem gibt es die Hoffnung, daß der versprochene Heiland vielleicht in diese Familie geboren würde.

Meine Jugend verging schnell, ohne daß ich ein Kind hatte. Das, was in den früheren Jahren eine Wolke über meinem Leben gewesen war, wurde eine schwerwiegende Sorge. Ich sprach nie mit meinen Freunden darüber, und sie sagten auch nichts, aber ich weiß, daß sie Mitleid mit mir hatten.

Nachts lag ich oft wach, und ich dachte an Rahel, und ich stellte mir ihre Worte vor: "Gib mir Kinder, sonst sterbe ich." Ich weinte um sie. Ich dachte oft an Hanna, die darüber trauerte, weil sie keine Kinder hatte. Ich stellte mir vor, daß ich ihr schmerzerfülltes Gesicht sah, als Peninna, die andere Frau ihres Mannes, sich über sie lustig machte.

Gott erhörte Hannas Gebet und gab ihr einen Sohn. Warum hatte er meine nicht erhört? Ich hatte so inbrünstig, so intensiv, so viele Jahre gebetet.

Immer wieder fragte ich Ihn warum. Ich versuchte, alles zu tun, was Er verlangte. War es nicht gesagt worden, Er würde uns Kinder geben, wenn wir Ihm gehorchten? Hatte Gott unserem Volk nicht versprochen, daß Er uns über alle anderen segnen würde, daß es unter uns keinen unfruchtbaren Menschen geben würde? Machte Er sich keine Sorgen um uns? Oder fehlte mir etwas?

Als die Jahre vorbeigingen, erblich meine Hoffnung, und schließlich gab ich völlig auf. Wir sprachen nicht mehr vom Baby, das wir so sehr hatten haben wollen. Aber ich fuhr fort, unser Leid im Gebet auszudrücken. Ich beschloß fest, nicht bitter zu werden, und daß ich weiterhin Gott treu dienen würde.

Eines Tages, als Zacharias dem Herrn den Weihrauch im Heiligtum darbrachte, wurde er durch das Erscheinen eines Engels erschreckt. Seine Bekanntmachung war noch erstaunlicher. Ich würde ein Kind, einen Sohn, gebären und wir sollten ihn Johannes nennen. Er würde vor dem Herrn groß sein, und viele würden sich freuen, weil er geboren würde. Er würde den Weg für den Heiland vorbereiten, und er würde viele zu Gott bekehren.

Ich kann nur versuchen, mir vorzustellen, welche Aufregung und Ehrfurcht Zacharias gefühlt haben muß, als Gabriel ihm sagte, was geschehen würde. Als er nach Hause kam, konnte er mir nichts darüber sagen, weil er buchstäblich sprachlos war. Er schrieb auf, was passiert war. "Ich glaubte nicht, was der Engel mir sagte," schrieb er, "und dies ist meine Strafe."

Zacharias schämte sich sehr, aber trotzdem liebte ich ihn, und er liebte mich. Das Ergebnis dieser Liebe ist, daß ich schwanger wurde.

Ich hatte sonst niemanden, mit dem ich sprechen konnte. Wer hätte mir geglaubt, wenn ich ihnen gesagt hätte, was ein Engel zu Zacharias gesagt hatte - daß ich einen besonderen Sohn gebären würde. Wer hätte geglaubt, daß ich in einem so hohen Alter schwanger war? Niemand! Meine Nachbarn wußten, daß ich unfruchtbar war. Bevor ich meinen Nachbarn in die Augen sehen konnte, mußte ich ungefähr fünf Monate warten, bis meine Schwangerschaft offensichtlich war, bis ich ihnen zeigen konnte, daß meine Schmach weg war.

Wie Zacharias würde ich still und allein sein. Es würde wunderbar sein, über die Worte, die der Engel zu Zacharias gesagt hatte, zu meditieren, an den Sohn, den wir bekommen würden, zu denken, und Gott für das Wunder Seiner versprochenen Geburt zu preisen. Und ich würde immer noch Zeit haben, an den Heiland, meinen Herrn, zu denken - den Heiland, der offensichtlich bald erscheinen würde, wenn mein Sohn den Weg für Ihn vorbereiten sollte.

Im sechsten Monat meiner Schwangerschaft kam Maria aus Nazareth an. Ich hatte ihren Besuch nicht erwartet, aber ich freute mich sehr, sie zu sehen.

Als ich ihre Stimme hörte, geschah etwas Seltsames. Ich fühlte mein Baby in mir strampeln. Ich hatte das Strampeln schon seit einiger Zeit gefühlt, aber nie wie in diesem Moment.

Sofort wußte ich, daß Maria die auserwählte Mutter des Heilands war, und daß sie jetzt schwanger war. Nur der Geist Gottes hätte mir das offenbaren können.

Und er gab mir die Worte des Segens, die ich zu sagen nicht geplant hatte: "Gepriesen bist du unter den Frauen, und gepriesen ist die Frucht deines Leibes. Und wie geschieht mir das, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt?"

Ich fühlte mich inspiriert, verwandelt. Sogar, als ich Maria segnete, weil sie bereitwillig war, dem vom Engel Gesagten zu glauben, huldigte mein ungeborener Sohn seinem Herrn. Doch zur gleichen Zeit mußte ich Mitleid mit Zacharias haben, da er nicht geglaubt hatte.

Nach meinem Segen reagierte Maria mit einem Lobgesang zu Gott, weil Er sie, Israel und die Welt durch Seinen Sohn gesegnet hatte.

An diesem Tag lachten und weinten wir zusammen. Sie sagte mir, was Gabriel ihr gesagt hatte, und ich wiederholte, was er Zacharias gesagt hatte. Die beiden Botschaften bestätigten die Wahrheiten der anderen. Wir sprachen so viel miteinander. Drei Monate lang teilten wir unsere Gefühle, Freuden, Hoffnungen, Besorgnisse und Erwartungen. Viele Fragen lagen in der Zukunft, aber unsere Freude war ansteckend. Dann kehrte Maria wieder nach Hause zurück, um sich Josef mit der Nachricht ihrer Schwangerschaft gegenüberzustellen. Es wurde langsam Zeit, daß ich gebären sollte.

Ich erinnerte mich daran, wie ich mich fühlte, als sie meine Wohnung verließ. Ich war so froh. Ich liebte meinen Mann. Ich liebte mein Baby, und ich liebte Maria. Es war uns beiden ein großer Segen, Stimmen der Weihnachtsgeschichte zu sein. Sie erwartete die Geburt des Heilands, des Erlösers der Welt. Und ich erwartete die Geburt Seines Vorläufers, der den Weg für Ihn vorbereiten würde.
 

übernommen aus der Zwölf-Stimmen zur Weihnachten von der Billy Graham
Foundation




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